Smegma ist eine recht unappetitliche Mischung aus abgestorbenen Hautzellen, Drüsensekret der Talgdrüsen und Urin- oder Spermaresten. Es sammelt sich zwischen Vorhaut und Eichel jedes unbeschnittenen männlichen Geschlechtsorgans. Bei Wallachen und Hengsten tritt ist es sogar besonders stark auf. Das liegt daran, dass Penisse von Pferden sich aufgerichtet außergewöhnlich stark verlängern und deshalb eine zusätzliche Reservefalte in der Vorhaut haben. Das ist in der Tierwelt einzigartig.
Während einige Pferdemänner einen scheinbar blanken Penis haben, hängt das Smegma bei anderen in hässlichen schwarzen Borken am Schlauch. Hengste in Deckstationen bekommen ihr Geschlechtsteil deshalb regelmäßig gereinigt. Andere Hengste – und auch manche Wallache – erigieren und masturbieren von Zeit zu Zeit. Dabei spannt sich die Haut, und abgestorbene Hautpartikel fallen ganz von selbst ab. Wo das nicht der Fall ist, stören sich die Besitzer der Wallache oft sehr an dem unschönen Anblick und wollen Abhilfe schaffen.
Exzessives Reinigen schadet
„Erfahrungsgemäß brauchen das die meiste Pferde nicht“, sagt der Tierarzt Dr. Frank Wiemer aus Welver-Merklingen. Jährlich kommen ihm allenfalls drei oder vier Fälle mit geschwollenem Präputium unter – meist ist die Ursache eine andere Grunderkrankung, in höchstens einem Fall mangelnde Hygiene.
Dr. Wiemer rät sogar von exzessivem Reinigen ab, da diese das natürliche Hautmillieu aus dem Gleichgewicht bringt und sich dadurch schädliche Mikroorganismen erst recht einnisten können. Außerdem sind die unschönen Fetzen oft noch mit der dünnen Haut des Schlauchs verbunden. Werden sie abgezogen, kann es zu kleinen Verletzungen kommen. Dasselbe passiert, wenn die Besitzerin mit langen Fingernägeln am Schniedel herumpult. Daher sollten Sie nicht zuviel am Schlauch manipulieren.
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„An die wirklich problematischen Bereiche kommen Sie ohnehin nicht ran“, sagt Dr. Frank Wiemer. Obwohl der Pferde-Penis in ausgefahrenem Zustand „nur“ 30 bis 50 cm misst, ist er insgesamt etwa einen Meter lang. Der Großteil des Schafts ist außerhalb des Körpers nicht zu sehen. „Allerhöchstens in voll erigiertem Zustand könnten Sie die Stellen sauber machen, die in Einzelfällen zu Entzündungen führen. Selbst wenn Sie in ausgefahrenem Zustand sofort beherzt zugreifen, kriegen Sie vielleicht zwei Drittel des Penis gewaschen.“
Nicht zu vernachlässigen ist allerdings die Tatsache, dass es trotz allem immer wieder Fälle gibt, wo besonders schlimme Verunreinigungen Krankheiten verursacht haben. Bei Pferden tritt wegen der faltenreichen Vorhaut das Peniskarzinom besonders häufig auf – es betrifft 23% aller Krebserkrankungen dieser Tierart. Wallache, bei denen durch fehlende Erektion das Smegma nicht beseitigt wird, erkranken zehnmal häufiger an einem Peniskarzinom als Hengste. Bei älteren Wallachen und Hengsten kommt es durch hormonelle Umstellungen manchmal außerdem zu Entzündungen und Schwellungen im Schlauch. Besprechen Sie im Zweifelsfall mit Ihrem Tierarzt, ob eine Reinigung sinnvoll ist.
Falls Sie sich dafür entscheiden, sollten Sie bedenken, dass Smegma sehr fettig ist. Nur mit klarem Wasser werden Sie nicht weit kommen. Die meisten anderen Zusätze greifen wiederum das Hautmillieu an und schaden oft mehr, als sie nützen. Auch hier kann Ihnen Ihr Tierarzt weiterhelfen und eine gut verträgliche Reinigungslösung verschreiben. Funktionell ist auch der Einsatz von Babyöl und Gleitgel. Dabei besteht jedoch die Gefahr, Keime erst recht zu versiegeln, was zu ziemlich heftigen Entzündungen führen kann.
Schniedelputz – so geht’s!
Grundvoraussetzung für die Säuberungsaktion ist natürlich, dass das Pferd ausschachtet. Geschieht das nicht zufällig von selbst, so müssen Sie Stellen oder Aktivitäten finden, die es fördern. Ein weicher Untergrund nach dem Reiten bringt das Pferd evtl. zum Urinieren. Kraulen der hinteren Rückenpartie oder der Schweifrübe wirkt entspannend. Auch der Einsatz von warmem Wasser kann hilfreich sein. Seltsamerweise führt sogar das Üben von Zirkuslektionen oft zum gewünschten Ergebnis.
Der Reinigungsvorgang selbst muss relativ schnell gehen. Die meisten Pferde fahren ihren Schlauch sofort wieder ein, wenn man ihn berührt. Diesen Rückzieher können Sie sich aber auch zunutze machen: Fassen Sie den Schlauch gleich so weit oben am Schaft an wie möglich und umfassen Sie ihn mit der ganzen – mit Reinigungsmittel eingeseiften – Hand. Zieht der Wallach nun sein bestes Teil ein, so streift er überstehende Smegma-Reste direkt an Ihrer Hand ab. Es empfiehlt sich dringend, dabei Gummihandschuhe zu tragen!
Ist es trotz aller Anstrengung partout nicht möglich, den Schlauch zu waschen, und sind Sie der Meinung, dass es unbedingt sein muss, so fragen Sie Ihren Tierarzt, ob eine Komplettreinigung in sediertem Zustand sinnvoll ist. Es gibt auch die Möglichkeit, den Schniedelputz gezielt dann vorzunehmen, wenn das Pferd ohnehin sediert wird, etwa bei der jährlichen Zahnpflege.
In jedem Fall gilt: Der Schlauch muss nicht porentief rein sein. Auch der Anblick von schwarzen Krusten stört meist mehr den Menschen als das Pferd. Es besteht natürlich immer die Gefahr, dass gerade Ihr Wallach zu den Ausnahmefällen gehört, die ein Problem mit geschwollenem Präputium und Peniskarzinom bekommen. Aber einen Schniedel-Putzfimmel müssen Sie deshalb noch lange nicht entwickeln.