Pferdegesundheit

Pferdezucht – auf natürlichem Weg zum gesunden Fohlen

Pferdezucht auf einem natürlichen Weg muss nicht bedeuten, dass sich Stuten und Hengste frei auf unendlich großen Weiden bewegen, fortpflanzen und die Züchter die jungen Pferde hinterher einfangen und zu Reitpferden ausbilden. Nur noch an manchen Orten wird dies praktiziert, wie zum Beispiel bei den Pferden der Dülmener Rasse oder in manchen Reservaten in den USA mit ursprünglichen Wildpferderassen. Für einen deutschen Pferdemarkt mit dem Anspruch erfolgreiche Sportpferde zu züchten, ist dieser Weg aber nicht vorstellbar.

Natursprung, nach wie vor eine echte Alternative

Früher wurden die meisten Stuten im Natursprung gedeckt. Auch heute gibt es noch Hengstbesitzer, die zu Beginn der Zuchtsaison eine Anzahl an Fremdstuten auswählen und mit ihrem Hengst zusammen auf die Sommerweide stellen. Der Hengst kann die Stuten, wenn sie rossig werden, nacheinander bedecken. Die einfachere Variante davon ist die Bedeckung an der Hand, die in vielen Hengststationen noch praktiziert wird.

[relatedposts type=’manu‘ ids=’5649,5281, 5855, 5668′]

Obwohl heute die Bedeckungsraten der künstlichen Besamung sehr hoch sind, ist die Chance auf eine Trächtigkeit durch einen Natursprung deutlich höher.

Vorsicht: Keime sind natürliche Feinde

Eine hohe Keimbelastung im Genitaltrakt ist doppelt schädlich: Zum einen bedrohen Krankheitskeime Leben und Gesundheit des Ungeborenen, zum anderen können diese Keime beim Deckakt leicht weiterverbreitet werden. Sicher verhindern die meisten eine Trächtigkeit der Stute. Deshalb wird bei Stuten und Hengsten vor dem Zuchteinsatz die Keimbelastung im Labor überprüft.

Bei der Stute wird ein steriler Tupfer (deshalb „Tupferprobe“) eingeführt und eine Probe des Schleims aus dem Bereich des Genitaltraktes entnommen. In einem Labor wird dann untersucht, ob eine behandlungsbedürftige Besiedelung mit pathogenen Keimen vorliegt. Ein Sonderfall ist beim geplanten Natursprung die Tupferprobe der Klitoris, die gezielt zum Nachweis der CEM (Kontagiöse Equine Metritis, also ansteckende Uterusinfektion des Pferdes) dient.

Auch der Hengst muss vor dem Vergnügen zum Check: Sein bestes Stück wird ebenfalls mittels Tupfer auf pathogene Keime untersucht.

Die Natur braucht keine künstlichen Hormone

Natürlich bedeutet für die Stuten, dass durch die dauernde Anwesenheit des Hengstes und vermutlich auch durch die Konkurrenz anderer Stuten die Zucht-Hormone angeregt werden. So werden nicht ausreichend empfängnisbereite Stuten vom Hengst stimuliert, bis sie bereit für den Deckakt sind. Ohne Hengst fehlen diese wichtigen Stimulantien, durch die sich die Fruchtbarkeitsquote verbessern lässt.

Natürlich bedeutet für den Hengst, dass er durch die Anwesenheit der Stuten stimuliert wir. So lernt er in der Herde nicht nur das richtige Verhalten den Damen gegenüber, sondern wird von diesen auch zu äußerst fruchtbaren Höchstleistungen angeregt.

Viele natürliche Möglichkeiten helfen bei der Vorbereitung

Die Natur sollte den Zeitpunkt der Bedeckung bestimmen. Die Stuten benötigen den Einfluss der zunehmenden Tageslichtlänge um am Ende des Winters mit ihrem Zyklus zu beginnen, der seit etwa Ende September zur Ruhe gekommen ist. Sind sie dagegen nicht oder nur wenig dem Sonnenlicht ausgesetzt, fehlt diese Initialzündung, der Zyklus setzt nur schleppend ein oder es fehlt ihm der natürliche Rhythmus.

Natürlich bedeutet auch, dass Hengst und Stute für eine Zeit nichts anderes zu tun haben, als artgerecht zu leben und sich sozusagen auf ihre Fruchtbarkeit zu konzentrieren. Jeder züchterische Einsatz ist mit einer bedeutenden Leistung verbunden; müssen Zuchtpferde gleichzeitig auch auf anderen Gebieten (etwa im Sport) Leistung erbringen, leidet unweigerlich die Fruchtbarkeit.

Die naturnahe Fütterung spielt ebenfalls eine Rolle. Beim Zuchteinsatz handelt es sich um eine Leistung und die schlägt sich selbstverständlich in einem entsprechenden Futterbedarf nieder. Sind die Ansprüche von Hengst und Stute an eine artgerechte Fütterung nicht gewährleistet, leidet die Fruchtbarkeit vom Zeitpunkt des Deckaktes bis hin zum Absetzen des Fohlens. Aber: Es wäre völlig falsch, potentielle Zuchtstuten übermäßig zuzufüttern, frisches Gras und/oder gutes Raufutter bei viel Bewegung an der frischen Luft in passender Pferdegemeinschaft sind noch immer ausreichend.

Anzeichen der nahenden Geburt

Zur Stutenüberwachung gibt es heute eine Fülle an technischen Möglichkeiten. Aber Technik ist nicht alles. Als naturbewusster und verantwortungsvoller Züchter sollte man seine tragenden Stuten ab dem 9 Monat intensiver beobachten. So kann man die naturgegebene körperliche Veränderung, also die Vorbereitung der Stute auf die Fohlengeburt sehen und sich darauf einstellen.

Die ersten Anzeichen beginnen etwa sechs Wochen vor der Geburt. Das Euter beginnt sich zu vergrößern. Eine bis zwei Wochen vorher fällt durch die Erweichung der Beckenbänder die Kruppe ein. Danach senkt sich der Bauch und die Flanken fallen ein.

Die Vor-Geburtsphase beginnt einige Tage vor der Geburt. Jetzt sieht man das Austreten von Präkolostrum („Harztropfen“). Die Schamspalte erscheint verlängert und leicht geöffnet. Die Vaginal-Schleimhaut wird feuchter und glänzend und es kann zum Abfließen von zähem Schleim kommen.

Die Geburt selbst beginnt ein paar Stunden vorher mit einem deutlichen Abfallen der Körpertemperatur. Muttermilch kann jetzt schon tropfenweise oder im Strahl ablaufen. Wenn es zur Schweißbildung im Bereich der Flanken und Ellbogen kommt, steht die Geburt kurz bevor. Bitte bedenken: Jede Stute ist anders, die Zeitangaben variieren dementsprechend.