Frei lebende Pferde haben hohe Ansprüche an eine sichere Umgebung – zum Schlafen legen sie sich nur dann hin, wenn keine Gefahr droht. Besonders wichtig ist Ihnen dabei der Schutz ihrer Herde, in der während der Ruhezeiten immer ein Mitglied auf den Beinen bleibt um Wache zu halten. Um Raubtiere oder andere Gefahren frühzeitig zu bemerken, werden zum Ausruhen bevorzugt erhöht liegende Plätze gewählt, die eine gute Rundumsicht ermöglichen. Als weiteren Vorteil bieten solche Stellen außerdem trockenen Untergrund, sowie einen zirkulierenden Luftzug, der Insekten fern hält. Häufig kann man beobachten, dass Pferde ihren Liegeplatz vorbereiten, indem sie sich auf der Stelle drehen oder mit den Hufen scharren.
Ein gesunder Schlaf ist für unsere Pferde sehr wichtig, ihre Schlafgewohnheiten unterscheiden sich jedoch von den menschlichen: Einen Tag-Nacht Rhythmus, wie wir ihn gewohnt sind, kennen unsere Vierbeiner nicht, da sie nur selten längere Zeit am Stück schlafen. Vielmehr gibt es innerhalb von 24 Stunden mehrere kurze Schlafperioden, die von wenigen Minuten bis über eine Stunde dauern können. Für ein Beutetier, das ständig fluchtbereit sein muss, ist dies durchaus sinnvoll. Festen Tiefschlaf halten Pferde meist nur für wenige Minuten, dafür aber mehrmals am Tag bzw. in der Nacht.
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Die Gesamtdauer der Schlafperioden kann individuell ganz unterschiedlich sein, denn sie wird beeinflusst von Faktoren wie Alter, Haltungsbedingungen oder speziellen Vorlieben. Auch die Rangordnung, Fütterung, der Tagesrhythmus des Menschen und sogar das Wetter spielen dabei eine Rolle. Ohne menschliche Vorgaben sind häufig Hauptruhezeiten am Vormittag, Mittag und in der Nacht zu beobachten. Bei großer Hitze dösen die Vierbeiner auch schon mal einen großen Teil des Tages im Schatten und verlegen alle Aktivitäten in die kühleren Nachtstunden.
Durchschnittlich verbringen sie etwa sechs bis neun Stunden eines Tages mit Schlafen oder Dösen. Insbesondere Fohlen und Jungpferde, bis zum Alter von drei Jahren, schlafen auch länger. Je älter ein Pferd aber wird, desto kürzer werden auch seine Schlafphasen. Gewöhnlich halten Pferde während des Schlafs eine gewisse Individualdistanz zu anderen Herdenmitgliedern ein. Mitunter gibt es aber auch Tiere, die dicht beieinander liegen, meist handelt es sich dann um gute Freunde oder enge Verwandte.
Am häufigsten döst das Pferd
Den weitaus größten Teil der Schlafenszeit verbringen unsere Vierbeiner aber im Stehen. Fühlen sie sich sicher und sind entspannt, schlafen sie auch liegend auf dem Bauch oder ganz flach auf der Seite. Dabei werden verschiedene Schlafstadien unterschieden: Am häufigsten zu beobachten ist ein leichter Schlaf, entweder im Stehen oder zeitweise auch aufrecht liegend, bei dem die Muskeln kaum angespannt sind. Ähnlich verhält es sich beim Dösen, das auch vor einer Einschlafphase zu beobachten ist, bei dem die Muskelanspannung aber noch etwas höher ist. Beim Dösen zeigt das Pferd eine entspannte Körperhaltung, bei der ein Hinterbein entlastet wird, halb geschlossene Augen und oftmals auch eine herabhängende Unterlippe.
Der sogenannte REM (Rapid-Eye-Movement) Schlaf dient dem Pferd besonders zur geistigen Erholung. Während dieser Schlafphase ist auch die Muskelanspannung sehr niedrig. Typisch während des REM Schlafs sind schnelle Augenbewegungen, mitunter sind auch Laufbewegungen der Beine zu beobachten. Wissenschaftler vermuten, dass Pferde in dieser Phase auch träumen, worauf aktuelle Messwerte der Aktivitäten im Gehirn hindeuten. Anders als häufig angenommen, handelt es sich dabei aber nicht um eine Tiefschlafphase, sondern eher um einen leichten Schlummer, aus dem das Pferd sehr schnell aufwachen kann. Mehrmals täglich können sich Pferde im REM Schlaf befinden, meist während sie in Brust- oder Seitenlage liegen. Dieser Schlaf hat den Vorteil, dass die Vierbeiner bei drohender Gefahr schnell wach sind, aufspringen und flüchten können. Denn ein liegendes Pferd im Tiefschlaf wäre leichte Beute für Raubtiere.
Tiefschlaf auch im Stehen
In wirklichen Tiefschlaf fallen unsere Pferde tatsächlich immer nur für wenige Minuten und das in den meisten Fällen sogar im Stehen. Die Natur hat sie dafür mit einem ausgeklügelten Mechanismus ausgestattet, der sogenannten Spannsägenkonstruktion, die ein kräfteschonendes Stehen fast ohne Muskelanspannung ermöglicht: Dabei sorgen zwei Sehnenstränge für eine Kopplung von Knie- und Sprunggelenk. Nun blockiert das Pferd durch eine kurze Muskelkontraktion willentlich seine Kniescheibe und bringt dadurch auch das Sprunggelenk zum Verharren. Sein Gewicht ruht dann hauptsächlich auf diesem Bein, während das andere entlastet ist und auf der Hufspitze steht. Nach ungefähr vier bis fünf Minuten wird das Bein gewechselt.
Auch hier liegt die Begründung wieder in einer schnellen Möglichkeit zur Flucht. Da das Pferd bereits steht, kann es bei Gefahr sofort lossprinten. Es kann sich einen kurzen festen Schlaf „erlauben“, weil es nicht noch wertvolle Sekunden braucht, um aufzustehen – Sekunden, die in freier Wildbahn über Leben und Tod entscheiden könnten. Besonders für ältere Pferde ist es von Vorteil, dass sie auch im Stehen fest schlafen können. Da sie häufig Probleme mit den Gelenken haben und sich nur selten legen wollen, haben sie so dennoch die Möglichkeit, sich zu regenerieren.
Schlechter Schlaf verursacht Stress
Als Pferdehalter sollte man bemüht sein die Schlafgewohnheiten der Vierbeiner zu beachten. Schlafmangel oder -entzug, kann genau wie beim Menschen, zur Schwächung des Immunsystems führen und gesundheitliche Probleme verursachen. Der gesunde Schlaf wird zur Erholung des Körpers benötigt und ist besonders wichtig, wenn dem Pferd hohe Leistungen abverlangt werden. Regelmäßige Störungen während dem Schlafen verursachen Stress, führen zu Konditionsverlust und können Verhaltensstörungen auslösen. Besonders bei Stallhaltung hat das Pferd keine Möglichkeit sich seinen Schlafplatz selber zu wählen, daher ist es wichtig, den Ruheraum des Tieres zu beachten.
Für Pflegearbeiten, Satteln usw. ist es ratsam, das Pferd aus der Box zu holen. Um wirklich entspannen zu können, brauchen Pferde auch Sicht-, Geruchs- und Hörkontakt zu Artgenossen. Schlafmangel und Stress kann allerdings auch verursacht werden durch einen ungeliebten Nachbarn. Auch bei Pferden kommt es vor, dass sie sich nicht leiden können. Dann ist es ratsam, die Belegung der Boxen so zu wählen, dass befreundete Tiere nebeneinander stehen. Desweiteren sollte die Einstreu besonders trocken und gepflegt sein, damit das Pferd nicht in den eigenen Hinterlassenschaften liegen muss. Mitunter legen sich die Vierbeiner auch gar nicht mehr hin, wenn der Boden zu unhygienisch ist.