Mauke bei Pferden vorbeugen und behandeln

Clean a woundNein, was freute sich Schimmelstute Rosi, als sie von der Box in den Offenstall zog! Nach Herzenlust tobte sie tagelang auf der Wiese mit den anderen Stuten umher, galoppierte durch hohes Gras und schlammige Pfützen, dass es nur so spritzte. Nach vier Tagen fand ihre Besitzerin sie mit hängenden Ohren in einer Ecke der Weidehütte vor: „Rosi hatte schlimme Krusten an den Beinen. Ich hatte sie während der Eingewöhnung in Ruhe gelassen und weder geritten noch geputzt. Die wunden Stellen hielt ich zunächst für Schmutz.“

Eine Nachlässigkeit mit Folgen. Denn die Mauke hatte sich bereits über alle vier Fesselbeugen des Pferdes ausgebreitet. Der Tierarzt diagnostizierte bei Rosi eine Dermatitis crustosa, das dritte von fünf Stadien der Hautkrankheit (siehe unten). Rosi hatte nicht nur das Pech, unbeobachtet im Schlamm zu stehen, sondern war von Natur aus anfällig für Mauke. Denn weiß gefesselte Beine sind häufiger betroffen als dunkle. Die unpigmentierte Schimmelhaut weist eine empfindlichere Beschaffenheit auf als die pigmentierte Haut dunkler Pferde.

Im Schlamm gedeihen Bakterien

Mauke ist eine entzündliche Veränderung (Ekzem) der Fesselbeuge. Ausgelöst wird sie durch unterschiedlichste Ursachen. Im Fall von Rosi war die nasse Koppel schuld. Kleine Schlammpartikel reiben so lange auf der feuchten, aufgeweichten Haut, bis winzige Risse entstehen. Hier finden Bakterien ideale Wachstumsbedingungen. Im schlimmsten Fall kann das so genante Dermatophilius-congolensis-Bakterium derart heftige Infektionen hervorrufen, dass die betroffenen Pferde lahm gehen und am Ende sogar operiert werden müssen. Eine tierärtzliche Behandlung mit Antibiotika ist dann zumindest unausweichlich.

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Neben schlechter Haltung können auch Stress, falsche Fütterung, pieksendes Stroh, ständiges Abspritzen der Beine, Pilze, Milben oder andere Parasiten Mauke auslösen. Selbst das trocken stehende Reitschul-Pferd ist nicht vor der Hautkrankheit sicher, wenn es auf Hallenboden läuft, der mit Antifrost- oder Antistaub-Chemikalien behandelt wurde. Ebenso sollte im Reitplatzboden kein quarzhaltiger Sand verwendet werden, da Quarz stark hautreizend wirkt. Im Winter greift das Salz auf den Straßen die empfindliche Haut an den Fesseln an.

Eine Behandlung ist nur dann möglich, wenn die Ursache der Mauke erkannt und abgestellt wurde. Dr. Robert Fitz aus Gessertshausen empfiehlt allen Pferdebesitzern, regelmäßig die Fesselbeuge zu kontrollieren. „Die beste Vorbeugung gegen Mauke ist eine tägliche schonende Säuberung des Pferdes“, so der Tierarzt. „Wer bereits dicke Krusten vorfindet, hat acht Tage lang geschlafen!“

Zwei von drei Kaltblütern sind betroffen

Besonders anfällig sind Pferde mit langem Fesselbehang wie Tinker, Fellponys und Friesen. Bei den Kaltblutpferde-Rassen sind nach neuesten Studien sogar zwei von drei Pferden betroffen. Obwohl der Behang die dünne Haut an der Fessel vor Regen und Witterungseinflüssen schützt, wirkt er im Fall starker Verunreinigung oder Nässe wie ein Treibhaus für Bakterien. „Die Anfälligkeit der Robustpferde wird noch erhöht, wenn ihre Besitzer ihnen den Behang abschneiden. Dadurch wird die Fesselbeuge mechanisch gereizt“, sagt Dr. Fitz.

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Ist die Mauke jedoch einmal ausgebrochen, kommt man um das Abrasieren der verklebten Haare nicht herum. Anschließend müssen die entstandenen Krusten aufgeweicht und abgerieben werden. Der Mauke-Schorf dient nämlich nicht der Heilung. Unter seinem Schutz gedeiht die Krankheit weiter. Zum Aufweichen eignen sich desinfizierende Medikamente wie Rivanol oder Betaisodona. Vielfach wird auch auf Wasser und Jodseife verwiesen oder auf Alkohollösung. In hartnäckigen Fällen sollte anschließend ein Verband angebracht werden, der alle zwei Tage erneuert werden muss. Sind alle Krusten abgefallen, müssen die betroffenen Stellen getrocknet und mit Zink-Lebertran-Salbe, Ringelblumensalbe (Calendula), oder Bepanthensalbe gepflegt werden. Beim Trocknen ist darauf zu achten, dass man die ohnehin erkrankte Haut nicht zusätzlich durch starkes Rubbeln reizt. Stattdessen sollte lediglich mit einem sauberen Tuch „trockengetupft“ werden. Noch besser ist der Einsatz eines Föns.

Handelt es sich um eine feuchte Mauke, so helfen trocknende Medikamente wie Puder oder Jodoformäther. Darüber können Verbände mit sauberer Watte oder Heilwolle aus der Apotheke angelegt werden. Ist die Fesselbeuge wieder trocken, werden auch hier die erwähnten Salben aufgetragen.

Schimmelstute Rosi ist mittlerweile seit einem Jahr maukefrei. Durch gewissenhafte Prophylaxe und die Trockenlegung einiger Matschstellen auf der Koppel konnte sich die Krankheit nicht mehr durchsetzen. Und auch die Besitzerin des Pferdes hat dazugelernt: „Seither gehe ich täglich zum Pferd und kratze jeden kleinen Dreckspritzer aus den Fesseln.“

Tipps für die Behangpflege

Gerade in den feuchten Monaten sollte man den Zustand der Haut unter dem Kötenbehang regelmäßig kontrollieren. Auf keinen Fall darf der Behang abgeschnitten werden, da dies erst recht zu Hautirritationen führt. Sauberkeit und richtige Pflege verhindern Maukebefall. Prophylaktisch kann der Behang einmal im Monat mit einem Desinfektionsmittel gewaschen werden. Nach jedem Waschen muss die Fesselbeuge sorgfältig getrocknet werden.

Stadien der Mauke

  1. Dermatitis erythematosa: Die Haut ist leicht gerötet.
  2. Dermatitis madidans: Die Haut ist leicht verdickt und warm.
  3. Dermatitis crustosa: Die Oberfläche der Haut geht kaputt. Es entstehen harte Krusten, die entfernt werden müssen. Ab diesem stadium kann Mauke chronisch werden.
  4. Dermatitis squamosa: Die Haut quillt auf und es entstehen schmierige Beläge mit kleinen Wunden. Es sind Knötchen und Bläschen in der Haut vorhanden und die Berührung ist schmerzhaft.
  5. Dermatitis verrukosa: Der Papillarkörper (Grenze zwischen Lederhaut und Oberhaut) liegt frei. Es entstehen Wucherungen über das normale Hautbild hinaus. Hier hilft nur noch eine Operation.

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