Distanzreiten Voraussetzungen: Welche Pferde sind dafür geeignet?

Pferde sind zum Laufen geboren und damit schon von Haus aus für den Distanzsport geeignet. Könnte man meinen. Die Praxis zeigt, dass es auch unter Pferde echte Couch-Potatoes gibt, die lieber gemütlich unterm Baum fläzen, als durch die Wälder zu traben.

Das Gebäude eines Distanzpferds

Ein korrektes Fundament und ein harmonischer Körperbau erleichtern es einem Pferd, die Dauerbelastung auf Langstreckenritten gut wegzustecken. Pferde mit Gebäudefehlern müssen diese irgendwie kompensieren – und sehr oft tun sie das auch. Ein körperlicher Mangel ist also nicht von Haus aus ein K.O.-Kriterium, erfordert aber, dass der Reiter diesen erkennt und dem Pferd mit gezielter Aufbauarbeit (zum Beispiel Dressur, Bodenarbeit, Cavalletti-Arbeit) und einer schonenden Reitweise dabei hilft, diesen auszugleichen.

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Bei einem Distanzfperd ist erwünscht:

  • Ein stabiles, korrektes Fundament ohne Stellungsfehler (gebrochene Hufachsen, zu steile Winkelung der Gelenke, etc.); mittellange Fesseln. Lange Fesseln bedeuten eine höhere Belastung für die Sehnen; zu kurze Fesseln sind anfälliger für Knochenprobleme. Symmetrische Hufe, die lieber ein wenig zu groß als zu klein ausfallen dürfen.
  • Ein mittellanger Rücken mit gut bemuskeltem, weit in die Sattellage hineinreichendem Widerrist und gut bemuskelter Lenden- und Nierenpartie. Ein zu langer, „weicher“ Rücken ist anfälliger für Probleme, besonders wenn das Pferd einen schweren Reiter tragen muss. Pferde mit zu kurzem Rücken können bei Ermüdung zum „Greifen“ neigen, sich also selbst mit den Hinterhufen an den Vorderbeinen verletzen.
  • Ein gut entwickelter Brustkorb mit gewölbten Rippen, der Herz und Lunge ausreichend Platz bietet.
  • Die Kopfform eines Distanzpferdes spielt eine untergeordnete Rolle; große Nüstern und eine ausreichende Ganaschenfreiheit sind aber die Voraussetzung für einen guten Sauerstoffaustausch. Ein beweglicher, ausreichend langer Hals erleichtert dem Pferd das Balancehalten in engen Wendungen.

Gangwerk und Temperament eines Distanzpferds

Ein gutes Distanzpferd läuft rhythmisch und schwungvoll, mit lockeren, gleichmäßigen und energiesparenden Bewegungen und gutem Raumgriff. Ein ökonomischer Gang ist auf der langen Strecke wichtig – die hohe Knieaktion, die viele Gangpferde mitbringen, verschwendet Energie, und das regelrechte Aufschlagen der Hufe auf dem Boden erschüttert unnötig die Beine.

Das Temperament eines guten Distanzpferdes ist ausgeglichen. Weder ist es ein Phlegmatiker, den man zum Laufen tragen muss, noch ist es ein Hektiker, der unkontrollierbar voranstürmt. Ideal ist ein lauffreudiges, neugieriges Pferd, das sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lässt. Es muss sich schnell mit neuen Gegebenheiten arrangieren, überall saufen und mit gesundem Appetit fressen und jede Gelegenheit zur Erholung und Regeneration nutzen – auch wenn nebenan die Kreissäge schrillt. Für Sensibelchen ist das Stress, der auf den Magen schlagen kann.

Rittigkeit und Benehmen eines Distanzpferds

Ein Distanzpferd muss in erster Linie geländesicher sein – Pfützen, Brücken, weidende Kühe, Bahnübergänge, Unterführungen oder quietschgelbe Mülltonnen passiert es ohne groß zu gucken. Besonders wichtig ist die Verkehrssicherheit, denn Distanzritte finden nicht „auf der grünen Wiese“ statt.

Auch wenn ein Distanzpferd keine perfekte L-Dressur beherrschen muss, so braucht es doch eine solide Grundausbildung auf Dressur-Grundlage. Das fördert die Körperkoordination, erleichtert die Selbsthaltung und verbessert die allgemeine Rittigkeit. Ein Distanzpferd muss jederzeit an den Hilfen stehen – es muss auch in einem Pulk fremder Pferde kontrollierbar und jederzeit zu stoppen sein.

Pferde, die zum Scheuen neigen, sind nicht nur für ihren Reiter, sondern auch für die anderen Rittteilnehmer eine potentielle Gefahr. Pferde mit Untugenden (Treter, Beißer, Schläger) haben im Getümmel eines Distanzritts nichts verloren. Pferde mit einer „lockeren Hinterhand“ müssen mit einer roten Schleife im Schweif markiert werden.

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