Therapiepferde, qualifizierte Therapeuten auf vier Beinen

Therapiepferde müssen hinsichtlich Ausbildung, Charakter, Exterieur und Temperament hohen Ansprüchen genügen. Die Anforderungen an die in der Reittherapie eingesetzte Pferde sowie ihre Haltung und Fütterung sind in den für das Therapeutische Reiten definierten Rahmenbedingungen festgeleg. Das Thema Sicherheit für Pferde, Patienten und Therapeuten spielt in diesem Zusammenhang eine besonders große Rolle.

Was können Therapiepferde?

Gute Therapiebetriebe verfügen über einen breit gefächerten, angemessen großen Bestand an Therapiepferden. Pferde unterschiedlicher Größe und mit verschiedenem Kaliber stellen sicher, dass eine Vielzahl an Anforderungen abgedeckt werden können. Therapiepferde müssen zum Patientenkreis und zur Gesamtsituation (zum „Setting“) des Betriebs passen. Zur Verdeutlichung: Schwerere Patienten setzt man besser auf ein kräftiges Pferd; ein großes, rahmiges Pferd braucht einen größeren Longierzirkel als ein kleines Pony. Im Rahmen dieser Vorgaben sind aber alle Rassen grundsätzlich geeignet.

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Als Beispiel:

Im Zentrum für Therapeutisches Reiten Johannisberg e.V. in Windhagen, einer Einrichtung mit 100 Therapieplätzen, werden 10 Therapiepferde eingesetzt, darunter drei Norweger, ein Deutsches Reitpony, ein Freiberger, ein Rheinisch-Deutsches Kaltblut und vier Trakehner. „So findet sich immer das in Größe, Breite und Gangfrequenz richtige Pferde für den Patienten“ erklärt Frau Marie-Louise Neubauer, Physiotherapeutin und Hippotherapeutin (DKThR) des Zentrums.

Gute Therapiepferde sind psychisch wie physisch belastbar und dank ihrer gepflegten Erscheinung optisch ansprechend. Von großer Bedeutung ist ein gut geformter, muskulöser Rücken, der auch das Reiten ohne Sattel ermöglicht.

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Eingesetzte Pferde sind mit den Abläufen der Therapiemaßnahmen vertraut, dabei dem Menschen gegenüber freundlich und aufgeschlossen, kooperativ und feinfühlig, von ruhigem Naturell, scheufest und selbstsicher. Kennzeichnend sind ferner hohe Lernbereitschaft und Lernfähigkeit. Ein taktreines, ausbalanciertes, dynamisches, aber nicht übermäßig aufwändiges Gangwerk ist für Therapiepferde wichtig, wobei ein gleichmäßiger, ruhiger, raumgreifender Schritt von besonderer Bedeutung ist. In Trab und Galopp sollten Therapiepferde weich und gut zu sitzen sein.

Pferde im Therapeutischen Reiten werden nicht nur unter dem Sattel ausgebildet, sondern auch durch Bodenarbeit. Von großer Bedeutung ist dabei je nach Fachbereich das Longieren, die Arbeit an der Hand und/oder am Langzügel. Nicht nur der Ausbildungsstand der Therapiepferde, sondern auch ihr Trainingszustand muss den jeweiligen Anforderungen entsprechen.

Für einzelne Teilbereiche sind besondere Bedingungen, etwa hinsichtlich des Alters der Therapiepferde festgelegt, sehr junge Pferde werden nicht eingesetzt, bei älteren Pferden ist ihre Einsatzfähigkeit regelmäßig zu überprüfen. Es kommen nur Pferde in Frage, die sich artgemäß verhalten.

Therapiepferde müssen besonders artgerecht gehalten werden

Pferde in Therapiebetrieben sollten so gehalten werden, dass ihre Grundbedürfnisse nach Licht, Luft, Bewegung und Sozialkontakten erfüllt werden. Grundsätzlich wird empfohlen, Therapiepferde so artgerecht wie möglich zu halten.

Die Aufstallung muss ungehindert Sozialkontakte ermöglichen. Bei einer Einzelhaltung sollten mindestens Sicht-, Hör- und Geruchskontakt sichergestellt werden, zudem sollen alle Pferde am Umweltgeschehen teilhaben können. Für alle Haltungsarten gilt: Die Pferde brauchen dauerhaft frische, unbelastete Luft (frei von Staub und Schadgasen), die Innentemperatur des Stalles folgt der Außentemperatur und sorgfältige Stallhygiene vermindert die Belastung der empfindlichen Atemwege des Pferdes.

Ein optimaler Betrieb gibt allen Pferden regelmäßig Gelegenheit zur freien Bewegung. Hierfür sind genügend, auch ganzjährig nutzbare Flächen (Weiden, Paddocks) notwendig. Gemeinsamer Auslauf sichert so neben genügender Bewegung zusätzlichen Sozialkontakte und erfüllt das Bedürfnis nach frischer Luft und Licht.

Fundierte Ausbildung für Therapiepferde

Therapiepferde müssen unter dem Sattel und am Boden solide ausgebildet sein. Die Qualität dieser Ausbildung ist ständig durch geeignete Maßnahmen oder Korrekturberitt zu sichern. Ein guter Betrieb stellt sicher, dass alle Pferde gymnastiziert und abwechslungsreich bewegt werden. Therapiepferde sollten auch im Gelände gut zu reiten sein.

Die Rahmenbedingungen aller vier Fachgebiete – Hippotherapie, Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren, Ergotherapie mit dem Pferd und Reiten als Sport für Menschen mit Behinderungen – legen fest, wie Pferde im Rahmen des Therapiebetriebes eingesetzt werden sollten. Wert wird dabei auch darauf gelegt, sie nicht zu überfordern und ihnen durch Tätigkeiten außerhalb des rein therapeutischen Einsatzes, einen Ausgleich zu ermöglichen.

Motivation und Spaß fürs Pferd sicherstellen

Der Einsatz von Therapiepferden ist so zu gestalten, dass genügend Zeit und Energie für ausgleichende Maßnahmen bleibt. So sollten etwa Pferde, die überwiegend für das Heilpädagogische Voltigieren genutzt werden, nur bis zu dreimal pro Woche hierbei eingesetzt werden.

Der „Beruf“ eines Therapiepferdes ist sehr fordernd. Besonders wichtig ist es deshalb, den Einsatz von Pferden in der Reittherapie auch langfristig so zu gestalten, dass er für die Pferde Freude bringt, sie motiviert und nie überfordert.

Therapiepferde sind wie ihre menschlichen Arbeitskollegen absolute Spitzenkräfte: Sie sind hoch motiviert, gründlich ausgebildet, mit Eifer bei der Sache. Ein angenehmes, pferdegerechtes Arbeitsumfeld ist da eigentlich ein selbstverständliches, angemessenes „Dankeschön“ an die vierbeinigen Therapeuten.