Reitsport

Pferdesport – fast so alt wie das Pferd selbst

Vom Reit- und Arbeitstier zum Turniersport

Als Reittier wird das Pferd vom Menschen bereits seit etwa 4000 Jahren genutzt. Etwa 1000 Jahre später begannen die Menschen, das Pferd auch als Arbeitstier einzusetzen, z. B. für Transporte und den Ackerpflug. Aber auch für den Kriegseinsatz leisteten Pferde treue Dienste. Vom Pferd aus wurde der Feind bekämpft, es entstanden die ersten Steigbügel und verbessere Sättel. Von den Römern wurde das Pferd dann schließlich für Wagenkämpfe und Schaurennen entdeckt – Pferderennen entwickelten sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig im Römischen Reich. Aber auch im alten Griechenland, in Babylonien, Ägypten und Syrien gab es Pferderennen, wie archäologische Untersuchungen bestätigen. Über die legendärsten Rennen haben wir bereits berichtet.

Reitsport
Pferderennen haben eine lange Tradition und sind beliebt wie eh und je. Fotolia.com; #164394612 | Urheber: kirahoffmann

 

Erste Hinweise auf Pferdewetten wurden aus dem Jahr 1522 entdeckt. In Neapel entstand kurze Zeit später die erste Militärakademie für Pferde. In Frankreich wurde der Reitsport in der Reitschule von Versailles zur hohen Kunst. Adlige veranstalteten Ritterspiele, ab dem 16. Jahrhundert entstanden in Italien die ersten Reitakademien. Ab dem 19. Jahrhundert gab es dann auch in Deutschland Reitturniere, Dressur- und Springreiten entwickelten sich in Großbritannien als Trend und wurden in der ganzen Welt bekannt. Der Reitsport wurde bei den olympischen Spielen eingeführt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er auch bei der zivilen Bevölkerung immer beliebter, nachdem er vorher lediglich dem Militär vorbehalten war.

Die bekanntesten Pferdesportarten

Die drei olympischen Disziplinen Dressur, Springreiten und Vielseitigkeit gehören zu den bekanntesten Pferdesportarten.

Bei der Dressur werden die Gangarten und Figuren bewertet. Zu den Gangarten zählen Schritt, Trab und Galopp, die Figuren nennt man Passage, Pirouette, Piaffe oder fliegender Wechsel. Die Dressurausbildung ist die wohl älteste im Pferdesport. Die älteste überlieferte Reitlehre des griechischen Philosophen und Heerführers Xenophon enthält Ansätze vom Prinzip der Versammlung.

Lange Zeit diente die Dressur militärischen Zwecken. Das Pferd sollte als williger Gefährte dem Soldaten im Kampf dienen. So waren Wettkämpfe im Dressurreiten zunächst auch nur Offizieren vorbehalten. Seit 1912 zählt Dressur zu den olympischen Disziplinen.

Beim Springreiten geht es darum, dass das Pferd beim Durchlaufen eines Parkours verschiedene Hindernisse überwinden muss. Die Höhe der Hindernisse unterscheiden sich je nach Level. Wer die Hindernisse nicht in der festgelegten Reihenfolge und in einer bestimmten Zeit passiert, bekommt Strafpunkte, ebenso bei Stürzen oder wenn das Pferd Hindernisse abwirft.  Gewonnen haben der Reiter und das Pferd mit den wenigsten Strafpunkten, bei Gleichstand findet ein Stechen statt, bei erneutem Gleichstand entscheidet die Zeit. Das Springreiten ist seit 1900 olympische Disziplin. Bei den Olympischen Spielen ist der Parkour 600 bis 700 Meter lang und umfasst 15 Hindernisse mit einer Höhe bis zu 1,60 Meter. Neben Steil- und Hochweitsprüngen muss auch ein Wassergraben überwunden werden, der zwischen 4 und 4,75 Meter lang sein darf.

Beim Vielseitigkeitsreiten kommen verschiedene Disziplinen zusammen: Dressur, Spring- und Geländereiten verschmelzen zu einer Einheit und werden gemeinsam bewertet. Beim Geländereiten müssen Pferd und Reiter auf einer Distanz von bis zu 35 Kilometern Hindernisse in maximaler Höhe von 1,25 Metern überwinden, wobei die Zeit gemessen wird und das saubere Überwinden der Hindernisse bewertet werden. Das Vielseitigkeitsreiten gilt als eine der schwierigsten Reitsportarten, die in der Vergangenheit oft zu Unfällen geführt hat. Wegen des hohen Anspruchs an das Pferd wird es in den Pausen auf die körperliche Verfassung hin geprüft. Trotzdem steht diese Pferdesportart, die auch schon tödlich endete, in der Kritik. Sie gehört seit 1912 zu den olympischen Disziplinen.

Ebenfalls umstritten ist das Jagdreiten. Fuchs, Hirsch und Hase zählten einst zur Beute. In Deutschland ist es seit 1934 verboten, vom Pferd lebendes Wild zu jagen. Man unterscheidet zwischen Reitjagden und Schleppjagden. Reitjagden werden heute so durchgeführt, dass ein Reiter die Rolle des Fuchses übernimmt, den eine Gruppe von anderen Reitern verfolgt. Bei Schleppjagden setzen die Reiter einer Hundemeute nach. Für die Hunde wird vorher eine sogenannte Schleppe, also eine Duftspur, gelegt, eine echte Beute gibt es auch hierbei nicht.

Galopp- und Trabrennen finden auf Rennbahnen statt. Beim Trabrennen wird ein Wagen mit zwei Rädern an das Pferd gespannt, genannt Sulky.

Das Polospiel ist teilweise mit Fußball zu vergleichen, wobei Ponys den Ball bewegen müssen. Es treten auch hier zwei Teams gegeneinander an, in jedem Team spielen 4 Spieler, die Spielzeiten, genannt „Chukkas“, belaufen sich auf jeweils 7,5 Minuten. Die Polo-Ponys kommen jeweils nur in zwei Chukkas zum Einsatz, das heißt, dass jeder Polo-Spieler mehrere Ponys zur Verfügung haben muss, die aber nicht in zwei aufeinanderfolgenden Chukkas spielen dürfen.

Das Westernreiten ist etwas für echte Cowboys und hat sich in den USA zum Turniersport entwickelt. Ein Turnier setzt sich aus einzelnen Prüfungen zusammen, die an die Reittechniken von Cowboys erinnern. Beim Trail geht es darum, verschiedene Hindernisse zu bewältigen, z. B. Brücken oder Tore. In der Pleasure werden Haltung und Gangarten des Pferdes beurteilt, wobei der Reiter möglichst wenig Einfluss ausübt. Beim Reining werden verschiedene Übungen ausgeführt, und bei der Cattle Work geht es unter anderem darum, dass das Pferd ein Rind, das vorher von einer Herde getrennt wurde, dran hindert, wieder dorthin zurückzukehren, was man auch „Cutting“ nennt.

Pferdewetten – Tradition seit Jahrhunderten

Nicht nur den Pferdesport an sich gibt es schon sehr lange, auch Pferdewetten haben eine jahrhundertelange Tradition. Bereits im 15. und 16. Jahrhundert wurden die ersten Pferdewetten veranstaltet. Die ersten Galopprennen wurden in England veranstaltet. Die älteste Galopprennbahn in Chester gibt es noch heute, dort wurde im Jahr 1540 das erste Rennen ausgetragen. Richard Tattersal war es schließlich, der 1766 das erste Wett- und Verkaufszentrum für Pferde eröffnete. Bis heute hat der Pferdesport in England einen hohen Stellenwert. Pferdewetten erfreuen sich großer Beliebtheit. Nicht nur stationäre Wettbüros, sondern auch Fachportale aus dem Internet haben erkannt, dass Pferdewetten ein lukratives Geschäft darstellen. Online wetten kann man bei den einschlägigen Online Buchmachern.

Für Pferdewetten gelten die allgemeinen Pferdewettregeln. Zudem gibt es verschiedene Wettarten:

  • Sieg oder Niederlage: Das Pferd, auf das gesetzt wurde, muss gewinnen. Wetten auf Pferde, die nicht antreten, werden für ungültig erklärt.
  • Head to head: Pferd mit der besten Platzierung ist der Gewinner. Sollten Pferde stürzen, stoppen oder ihren Reiter abwerfen, gilt das Pferd als Sieger, das am weitesten vorne liegt.
  • Place (Platzwette): Bei einer Starterzahl von 8 Pferden muss das Pferd, auf das gewettet wird, unter den ersten drei Platzierungen sein, bei weniger als 8 Starter unter den ersten zwei.
  • Exakta (Zweierwette): Es wird auf die Reihenfolge der beiden ersten einlaufenden Pferde gewettet.
  • Trifecta (Dreierwette): Die ersten drei Platzierungen müssen richtig gewettet werden.
  • Superfecta (Viererwette): Es wird auf die richtige Reihenfolge der ersten vier Platzierungen gewettet. Wegen des hohen Schwierigkeitsgrades winken satte Gewinne.
  • Platzwilling: Zwei Pferde müssen richtig vorausgesagt werden, die in beliebiger Reihenfolge unter den ersten drei Platzierungen sein müssen.
  • Finishwette: In drei aufeinanderfolgenden Rennen muss der richtige Sieger vorausgesagt werden. Auch hierbei locken hohe Wettquoten.
  • Top 6 Wette: Hier müssen die Sieger von sechs verschiedenen Rennen eines einzelnen Tages vorausgesagt werden. Das Wettrisiko ist hoch, aber die Gewinne groß.

Sollten zwei Pferde ein Rennen gewinnen, spricht man von einem toten Rennen. In diesem Fall wird der Gewinn durch zwei geteilt, und es kann passieren, dass der Wetteinsatz höher war als das, was am Ende als Gewinn ausgezahlt wird.
Zwar ist ein richtiges Pferderennen ein Erlebnis, besonders dann, wenn man auf ein bestimmtes Pferd gewettet hat. In Deutschland gibt es an die 40 Pferderennbahnen.