Haltung den alten Pferden anpassen

OLYMPUS DIGITAL CAMERAMan sollte sich früh genug überlegen, ob der derzeitige Stall auch die Bedürfnisse eines alten Pferdes mit abdeckt, denn wie heißt es so schön: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht.“ Auch alte Pferde können Schwierigkeiten haben, sich in einer neuen Umgebung mit einer neuen Herde zurecht zu finden. Stress und ein anderes Stallklima können den Oldies so zusetzen, dass sie krank werden und im Einzelfall auch früher als geplant nicht mehr weiter leben können.

Kriterien eines altersgerechten Stalls

Es sollte grundsätzlich die Möglichkeit gegeben sein, dass das Pferd, sowohl Heu in ausreichender Menge als auch Kraft- oder Ergänzungsfutter, in Ruhe fressen kann. Das ist vor allem bei Offenstall oder Paddock-Haltung oft nicht klar gelöst, für das ältere Pferd aber lebensnotwendig.

Dann sollte es für jedes Pferd auf der Weide/Koppel oder im Offenstall genug Unterstellmöglichkeiten geben, um sich vor Regen, Kälte und starker Sonneneinstrahlung schützen zu können. Gerade alte Pferde kommen mit extremen Witterungsbedingungen oft nicht mehr sehr gut zurecht. Deshalb ist es auch wichtig, dass vorausschauend oder spontan eine Decke nach Bedarf aufgelegt werden kann.

Ideal ist es, wenn es weitere alte Pferde gibt, die sich als Gruppe zusammen finden können. Die Beweglichkeit und Lauffreudigkeit kann bei alten Pferden stark abnehmen, wenn der Oldie ständig  einer Gruppe junger, dynamischer Artgenossen hinterher humpeln muss. Dies kann zu Stress und Überforderung führen.

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Zudem muss sichergestellt sein, dass der Rentner seine Medikamente verabreicht bekommt. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Krankheiten häufen, ist relativ hoch. Medikamente für die Unterstützung des Stoffwechsels, den Knorpelaufbau bei arthritischen Veränderungen, Schmerzmittel oder ähnliches müssen teilweise mehrmals täglich und für längere Zeit gegeben werden.

Wenn der Oldie in einem Pensionsstall steht, sollte man mit den anderen Einstellern über die Bedürfnisse von alten Pferden reden. Dann holen diese vielleicht nicht nur ihr eigenes Pferd stoisch von der Koppel, sondern schauen auch mal nach rechts und links und bemerken, dass der Pferderentner liegt und nicht mehr hoch kommt.

Wie wohnt der Oldie am liebsten?

Ob Sie Ihr altes Pferd in eine Einzel- oder Gruppenhaltung, in einen Offenstall oder in eine Box stellen, hängt immer individuell von den Bedürfnissen und dem Gesundheitszustand des alten Pferdes ab. Es kann ihm in einer Gruppenhaltung gut gehen, wenn es andere gleichaltrige Pferde gibt, die eine extra Herde bilden. Oder, wenn es eine Aufgabe für die alte Stute gibt, in dem sie z.B. Tante für jüngere Pferde ist. In jedem Fall sollte es eine ruhige Gruppe sein, in der der Oldie nicht ständig gejagt  wird und in Ruhe fressen kann.

Auch die Haltung im Offenstall geht gut, wenn genug Platz ist, um den anderen Pferden ausweichen zu können, es keine Sackgassen gibt und ausreichend Raum für Bewegung vorhanden ist. Genügend Unterstellmöglichkeiten zum Schutz vor der Witterung sind natürlich eine Grundvoraussetzung.

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Eine kombinierte Haltung aus Offenstall und Box kann sinnvoll sein, wenn der Oldie sich den Tag über draußen bewegen und abends in Ruhe fressen sowie sein Heu knabbern und schlafen kann. Hier muss man jedoch darauf achten, dass die Box groß genug ist und der Oldie sich nicht festlegt, d.h. sich so hinlegt, dass er in der Box nicht mehr aufstehen kann.

Selbst eine Einzelhaltung ist tragbar, wenn es notwendig ist den Oldie ständig unter Aufsicht zu haben. Z.B. weil er nicht mehr ohne Schwierigkeiten aufstehen kann oder schon immer ein Einzelgänger war. Für Pferde sind natürlich in der Regel soziale Kontakte unerlässlich, aber es gibt eben immer Ausnahmen.

Hinlegen ist wichtig, das Aufstehen ein Problem

Das mit dem Hinlegen ist ohnehin so eine Sache bei alten Pferden. Die Gelenke werden im Alter leider nicht besser, sie werden steif und oft schmerzhaft. Um die Muskulatur vollständig zu entspannen und die Gelenke zu entlasten, muss sich das Pferd  hinlegen. Viele alte Pferde haben aber Probleme beim Aufstehen. Es gibt Oldies, die sich eine Aufstehtechnik ausdenken. Das sieht dann so aus, dass sie sich erst vom Liegen ins Sitzen schieben, Kraft sammeln und dann mit Schwung aufstehen. Es soll auch alte Pferde geben, die sich eine Stunde vor der Fütterungszeit hinlegen, um sich dann vom Stallpersonal zum Fressen aufhelfen zu lassen.

Wenn alte Pferde merken, dass sie nicht mehr genug Kraft haben, um aufzustehen oder Schmerzen beim Aufstehen haben, kann es passieren, dass sie sich gar nicht mehr hinlegen. Da aber auch Pferde zur vollständigen Muskelerholung liegen müssen, kann man beobachten, dass diese Pferde dann dastehen, ihnen die Augen zufallen, der Kopf schwer wird und immer weiter Richtung Boden sinkt, bis sie in den Karpalgelenken einknicken und sich dann kurz bevor sie hinfallen hochreißen. Manchmal klappt das allerdings auch nicht und sie fallen auf die Karpalgelenke, was dann zu Verletzungen führt.

Gedanken über den Gnadenhof

Nach dem bisher Ausgeführten sollte es jedem klar sein, dass ein altes Pferd vom Aufwand und der Unterbringung nicht viel billiger sein kann als ein jüngeres Pferd. Von daher schauen Sie voraus und stellen Sie die Haltungsbedingungen für das alte Pferd rechtzeitig um. Wenn man es in ein „Rentnerheim“ oder auf einen Gnadenhof geben will oder muss, sollte man genau schauen, wohin das Pferd geht. Schließlich war es ja bisher ein guter Begleiter und es hat verdient, nicht einfach abgeschoben zu werden.