Schutz für Pferde gegen Pollen, Hitze und Sonnenbrand

 

Pollen-Allergie

Wenn im Frühsommer Birken und Löwenzahn blühen, sind leider nicht nur Autos und Gartenstühle gelb gepudert, sondern auch die Pferde. Melanie Dohm denkt nicht gern an letztes Jahr zurück: „Gleichzeitig mit den Pollen bekam mein Wallach Schnupfen. Er nieste, schüttelte den Kopf und rieb sich die Nase verdächtig oft am Bein oder am Boden!“ Schätzungsweise 22 Prozent aller Pferde teilen dieses Schicksal. Vor allem im Offenstall haben viele Tiere keine Möglichkeit, sich die Allergene vom Leib zu halten. „Beim Pferd ist die Pollenallergie eine sehr verbreitete Allergieform, da vor allem Gräser- und Kräuterpollen stets in Heu oder Stroh zu finden sind. Auch Blütenpollen von Laub- und Nadelbäumen, Hecken oder Büschen können eine Rolle spielen“, gibt das Leipziger Labor Diagnosik Auskunft.

Der Tierarzt kann bei Verdacht auf Pollen-Allergie einen Allergietest machen, der auch gleichzeitig andere Allergieformen abdeckt. Behandelt wird ähnlich wie beim Mensch am besten durch möglichst penible Beseitigung der Auslöser. Ein sensibles Pferd fühlt sich in der Pollenflugzeit womöglich wohler, wenn es in einer kühlen Box steht, angefeuchtetes Heu bekommt und selbst einmal am Tag abgespritzt oder mit einem feuchten Tuch abgerieben wird. Homöopathie und Naturheilkunde können ergänzend die Beschwerden lindern.

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Hitzekollaps und Hitzschlag

Pferde mit Hitzekollaps haben einen Flüssigkeits- und Elektrolyt-Verlust. Dadurch versagt ihre Kreislauffunktion. Ein Hitzschlag ist wesentlich schlimmer. Betroffene Pferde sind meist dermaßen dehydriert dass sie kaum mehr schwitzen. Dadurch kann der Körper sich nicht mehr selbst abkühlen und es kommt zu einem Wärmestau. In beiden Fällen sind vor allem solche Pferde gefährdet, die nicht ausreichend konditioniert und während des Ritts überfordert oder unzureichend getränkt werden. Betroffene Tiere zeigen zunächst Schweißausbruch, Mattigkeit und taumelnden Gang (Hitzekollaps). Später schwitzen sie überhaupt nicht mehr, atmen flach und haben Muskelzittern (Hitzschlag). Sie müssen sofort in den Schatten gebracht, vorsichtig getränkt und an den Beinen einige Minuten mit kaltem Wasser abgespritzt werden. Auf keinen Fall darf weiter geritten werden.

Um Hitzeschäden vorzubeugen, muss dem Pferd im Sommer unbedingt genügend Flüssigkeit zugefügt werden. Nach Meinung des Vielseitigkeits-Bundestrainers Hans Melzer darf sogar gleich nach dem Reiten getränkt werden: „Früher galt ja die Regel, die Pferde erst eine Weile abkühlen zu lassen, ehe man sie trinken lässt. Doch wir haben die Erfahrung gemacht, dass beim sofortigen Trinken keinerlei Probleme auftauchen.“ Bevor es zum gefürchteten Kreislaufkollaps kommt, müssen erhitzte Pferdekörper herabgekühlt werden. Vor und nach einem Geländeritt im olympisch-heißen Athen ließ Melzer deshalb alle Pferde mit Eiswasser abduschen. Die etwas dezentere Variante ist ein nasses, kaltes Handtuch, das dem Pferd über Ohren und Hals gelegt wird. Außerdem beuge eine allgemein gute Kondition und die Verabreichung von elektrolytreichem Futter Hitzeschäden vor.

Sonnenbrand

Pferde bekommen nur an unpigmentierten Stellen Sonnenbrand. Besonders gefährdet sind also Schimmel und Isabellen, aber auch Füchse und Pferde mit viel Weiß an Maul, Nüstern und Beinen. Sonnenbrand tritt entweder alle Jahre wieder durch starke Sonneneinstrahlung auf oder aber ganz plötzlich. Dann haben die Pferde meist durchs Futter eine Substanz aufgenommen, die eine Lichtsensibilisierung bewirkt. Das kann zum Beispiel Jakobskreuzkraut, Johanniskraut, Hahnenfuß, Buchweizen und gelegentlich sogar Klee sein.

Auch bestimmte Lebererkrankungen können die Empfindlichkeit gegen UV-Licht erhöhen. Falls der Sonnenbrand also von einem Jahr aufs andere ganz plötzlich auftritt, sollten auch diese Faktoren überprüft werden.

Die ersten Anzeichen von Sonnenbrand werden meist nicht erkannt, weil das Fell die geröteten Hautstellen überdeckt. Nach anfänglicher Rötung bilden sich innerhalb von einem Tag Blasen und Pusteln. Je nach Schädigung der Haut lösen sich ganze Placken vom Unterhautgewebe ab. Zurück bleiben nässende, schlecht heilende Wunden.

Zur Vorbeugung kann man die rosafarbenen Hautstellen mit ganz normalem Sunblocker für Skifahrer oder einer Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor einreiben. Die Westernreiterin Anita Mattler hat für ihren Paint-Mix Gambo ein schützendes Weidehalfter gebastelt, an dessen Nasenriemen das Schild einer alten Basebalkappe befestigt ist. „Das sieht zwar etwas seltsam aus, funktioniert aber wunderbar“, schwärmt sie. Ist der Sonnenbrand erst einmal ausgebrochen, so greifen am besten Hausmittel wie Ringelblumensalbe, Aloe Vera, Zinksalbe und Bepanthen. Entzündet sich die Haut und beginnt zu eitern, so sollte der Tierarzt gerufen werden.

Sommerekzem

Das Sommerekzem ist eine allergische Reaktion auf den Speichel der Kriebelmücke. Nicht nur Isländer, sondern auch zahlreiche andere Rassen sind davon betroffen. Ein Ekzemer leidet vorwiegend an den Stellen, wo das Langhaar senkrecht nach oben wächst, da hier die Mücken am besten zustechen können, also an Mähnenkamm und Schweifrübe. In schweren Fällen sind auch andere Körperregionen betroffen. Warum manche Pferde allergisch auf Kriebelmücken-Spucke reagieren und andere nicht, ist noch nicht vollständig erforscht. Dr. Martin Steingasser aus Großpetersdorf in Österreich bestätigt die komplexen Ursachen dieser Krankheit: „Entscheidend für Prävention und Behandlung ist eine Optimierung des Allgemeinzustands. Wenn Pferde fit gemacht und rechtzeitig auf die Allergiesaison (etwa März bis September) vorbereitet werden, gelingt es in der Regel, das Sommerekzem wesentlich besser in den Griff zu bekommen als mit herkömmlicher unterdrückender Behandlung.“

Mücken, Fliegen und Bremsen

Mücken-Weibchen brauchen Eiweiß für die Entwicklung ihrer Eier. Deshalb stürzen sie sich auf alles, was nach Kohlendioxid, Milch- und Fettsäure, Schweiß und Ammoniak riecht. Je unhygienischer also die Umgebung, desto mehr Plagegeister halten sich dort auf. Das gleiche gilt für Fliegen. Weil Mücken anschließend ihre Eier in stehende Gewässer ablegen, sind auch Tümpel, Moore und Regenwasser-Tonnen im Umfeld des Stalls problematisch.

Bremsen werden zudem durch optische Reize angelockt. Je schneller sich ein Pferd bewegt, und je mehr Artgenossen mitgaloppieren, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie Bremsen anlocken.

Um möglichst wenige Plagegeister im Stall zu haben, empfiehlt sich das Aufstellen von ungifigen Insektenfallen sowie penible Hygiene. Ausritte werden am besten auf etwas windigere Tage und die Morgenstunden verlegt. Wer das zeitlich nicht schafft, kann immer noch auf natürliche oder chemische Insektenschutzmittel zurückgreifen. Welche Produkte wirklich sinnvoll sind, erfahren Sie hier.

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