Damit ein Pferd gerne lernt und mit Spaß bei Sache ist, sollte man viel loben. Auch Pferde freuen sich über ein Lob ähnlich wie wir Menschen! Doch es kommt auf den richtigen Zeitpunkt an: Man hat lediglich eine Sekunde Zeit, um ein positives Verhalten anzuerkennen oder ein negatives zu tadeln. Ansonsten kann das Tier den Zusammenhang nicht mehr herstellen und weiß nicht wofür es jetzt belohnt oder gestraft wird.
Es gibt unterschiedliche Vorgehensweisen zu loben. Eine davon ist, den Druck aus der Situation herauszunehmen. Zur Veranschaulichung hier ein Beispiel: Druck kann bei einem Jungpferd schon heißen, dass der Mensch, als Fleischfresser, als fremde Person auf es zugeht. Unter solchen Umständen bedeutet Druck herausnehmen, stehen bleiben, sich wieder weg drehen, sich ein Stück entfernen weg vom Pferd, oder eine Pause einlegen. Oft sieht man dann ein tiefes Durchatmen beim Pferd, es leckt und kaut oder gähnt sogar, seine Anspannung fällt sichtlich ab.
Mit Stimme und Futter
Eine weitere Möglichkeit ist das Loben mit der Stimme. Ratsam ist, immer ein und das gleiche Wort für ein Lob zu verwenden. Es sollte ein dunkler, warmer Vokal in dem Wort vorkommen. Zum Beispiel ein langgezogenes „guuuut“ oder „schööön“. „Fein“ ist nicht so glücklich ausgewählt. Denn man sollte auch für negatives Verhalten einen Begriff haben und hierbei verwenden viele das Wort „nein“. „Fein“ und „nein“ kann jedoch, wenn nicht ausdrücklich anders betont, leicht zu Verwechslungen und Irritationen führen.
Beim Loben mit Futter scheiden sich die Geister. Einige lehnen diese Variante kategorisch ab, andere sind Verfechter von der Verwendung von Leckerlies. Tatsache ist, dass Pferde in Bildern denken. So kann Futter eingesetzt werden, um positive Bilder im Gedächtnis des Pferdes zu verankern. Verhaltensforscherin Dr. Margit Zeitler-Feicht ist der Meinung: „Diese Belohnung verstehen Pferde am besten.“ Zudem entspannen Pferde durch das Kauen. Dies kann man nutzen und sein Pferd zum Beispiel an Plätzen füttern, an denen es bis dato eher gestresst war. Dagegen ist Futter aus der Hand gerade bei Jungpferden immer mit Vorsicht zu genießen, weil sich das Pferd unter Umständen zum Beißen animiert fühlt. Ist der Besitzer als Leittier vom Pferd akzeptiert, wird es nicht zu Problemen kommen. Ist die Rangordnung aber nicht eindeutig geklärt, sollte man das Füttern aus der Hand lassen. Will man seinem Pferd trotzdem einen Leckerbissen geben, dann lieber aus dem Eimer oder Trog.
Individuelles Loben
Jedes Pferd hat seine Vorlieben und genießt und entspannt auf seine Art. Herauszufinden, was das Pferd besonders gern mag, ist die Aufgabe des Besitzers. Zum Beispiel kann eine Belohnung auch ein Sich-Wälzen-lassen oder im Fluss abkühlen sein. Hier gilt es, die ganz individuelle Art des Lobens herauszufinden. Viele unserer Pferde mögen das Fellkraulen, die Wellnessmassage – auch das kann eine Art der Anerkennung sein. Beim Fellkraulen wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet. Das Pferd relaxt und es verstärkt die Verbindung zwischen Mensch und Pferd. Dieses Hormon wird auch bei der Stute und ihrem Neugeborenen frei gesetzt und ist für die Bindung elementar.
Auch beim Belohnen kann man Fehler machen, zum Beispiel, wenn man – oft merkt man es selbst nicht – zum falschen Zeitpunkt lobt. Nehmen wir an das Pferd zeigt Angstreaktionen und will flüchten. Wenn man jetzt in diesem Zustand mit sein Pferd in tiefer, beruhigender Stimmlage redet, lobt man ungewollt ein nicht erwünschtes Verhalten! Viel wirksamer ist es, selbst so entspannt wie möglich zu bleiben, tief zu atmen und damit seinem Pferd zu verstehen geben, dass es keinen Grund zur Anspannung gibt. Ist die Nervosität wieder abgefallen, kann man es loben.
„Klopf dein Pferd am Hals, wenn Du es loben willst.“ Das wird vielen Reitschülern beigebracht. Klopft man jedoch einmal sich selbst derartig, fühlt man erst, dass hierbei null Gefühl übertragen wird und dass das Tätscheln mehr unangenehm, ja sogar fast lästig ist. Dagegen wenn man sein Pferd sanft streichelt, berührt wie einen lieben Menschen, dem man nahe steht, dann fühlt sich das ganz anders an. Auch unsere Pferde nehmen diesen Unterschied wahr und ziehen genauso wie wir die gefühlvolle Variante vor.
Faires Maßregeln
Was nun wenn sich das Pferd alles andere als mustergültig verhält und steigt, beißt oder schlägt? Derartige Situationen können für uns Menschen schnell gefährlich enden. Erfahrungsgemäß benehmen sich Pferde dann daneben, wenn sie entweder nicht verstehen, was von ihnen erwartet wird oder sie sich stark unter Druck gesetzt fühlen. Wendet man in derartigen Situationen physische Kraft oder Gewalt als Bestrafung an, macht man es meist keineswegs besser – ganz im Gegenteil: Das Pferd verliert das Gefühl bei uns sicher zu sein.
Daher ist es wichtig zu hinterfragen, woher das negative Verhalten herrührt: wurde das Pferd überfordert, hat es einen nicht verstanden oder sind es Rangeleien um die Rangordnung. Faires Tadeln ist zum Beispiel energisch und deutlich „NEIN“ zu sagen, verbunden mit einer aufrechten, selbstbewussten Körperhaltung. Oder man schiebt das Pferd sofort ein, zwei Schritte zurück. Rückwärtsweichen ist eine deutliche Form der Unterwerfung. Wichtig ist nur, wie schon anfangs erwähnt, dass das Maßregeln umgehend erfolgt. Sind erst einmal einige Sekunden oder mehr vergangen, kann das Pferd die Bestrafung nicht mehr verbinden. Doch gewarnt sei vor sinnlosem Rückwärtsrichten. Denn dann fühlt sich das Pferd schnell gegängelt!